Die Heimat der Aramäer ist Tur Abdin (Berg der Knechte) im südlichen Gebiet der Türkei. Taraca ist in Hazak geboren, ist jedoch bis zu seiner Reise nach Deutschland in Istanbul aufgewachsen. „Es war eine große Umstellung“, von der Metropole Istanbul in das kleine, beschauliche Städtchen zu kommen, erinnert sich Musa Taraca. Mittlerweile ist er dankbar, in dieser „Idylle“ zu leben. Wenngleich bis heute eine kleine Sehnsucht nach Istanbul geblieben sei und er jedes Jahr ein paar Tage dort verbringe, freue er sich immer, wenn er zurück sei in Pfullendorf. „Ich lebe sehr, sehr gerne in Pfullendorf“, betont Taraca. Er ist verheiratet mit einer Frau aus Syrien. Zusammen haben sie drei Söhne und eine Tochter, die alle waschechte Pfullendorfer sind. Die vier Kinder sprechen neben Deutsch auch Arabisch. Taraca selbst spricht außerdem Türkisch. Er betreibt ein Übersetzungsbüro für Arabisch und Türkisch. Die ganze Familie hat sich in Pfullendorf bestes integriert. Wie verlief die Integration? Welche Hürden waren zu nehmen, als Musa Taraca mit seinen Eltern hier ankam? „Von der Mentalität her war erst mal eine Angewöhnung nötig“, gesteht Taraca. Doch die Gewöhnungsphase sei relativ kurz gewesen. Durch die Schule, die Kirche und die Musik habe er von Beginn an viel Kontakt mit Deutschen gehabt. Taraca spielt Gitarre, Keyboard und das türkische Instrument Saz. „Ich hatte viele deutsche Musikkollegen, mit denen ich hobbymäßig musiziert habe“, sagt er. „Meine Freunde haben mich als Musa akzeptiert, nicht als Ausländer“, betont er.
Wenngleich die Musik für ihn ein wichtiger Anknüpfungspunkt war, durch die gegenseitige Verständigung auch ohne das perfekte Beherrschen der deutschen Sprache funktionierte, ist für ihn „der erste Schritt in einer neuen Heimat das Erlernen der Sprache.“ Ihm habe es Spaß gemacht, zu lernen und nach einem Jahr habe er schon relativ gut deutsch gesprochen. Gute Grammatikkenntnisse in der türkischen Sprache hatten es ihm aus seiner Sicht erleichtert, auch die deutsche Grammatik und somit die deutsche Sprache rasch zu erlernen. Neben der Sprache ist für ihn eine Voraussetzung zur Integration der „Wille und die Bereitschaft“, die Veränderungen, die in einem fremden Land auf einem zukommen, kennen zu lernen. Was man davon annehme und was nicht, steht auf einem anderen Blatt. Gegenseitige Offenheit, Ehrlichkeit und Toleranz sollten von beiden Seiten da sein. Es sei für Menschen mit christlicher Religionszugehörigkeit leichter, sich zu integrieren, als beispielsweise für Moslems. Allgemein sei es leichter, wenn der Ankommende einen gemeinsamen Punkt habe, an dem er sich auch ohne Sprache verständigen könne. Anfangs seien die Einheimischen gefordert, dem Ankommenden zu zeigen, welche Angebote es gebe. Hier müsse auch der Staat aktiv werden. Einen Ausländerbeauftragten in wenigstens jedem Landkreis fände Taraca hilfreich, der den Ausländern helfe, sich zu orientieren und entsprechende Angebote – wie Sprachkurse – zu finden. Sei die erste Hürde geschafft und habe der Neuling einen gewissen Stand erreicht, sei dessen Initiative zur weiteren Integration gefordert. „Man kann als Ausländer nicht abwarten, bis Angebote an die Haustür klopfen.